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Die Geflügelzucht gliedert sich in zwei unterschiedliche Bereiche auf: Während die Fleischproduktion das schnelle Aufbauen von Muskelmasse forciert, ist bei der Eierproduktion vor allem die Legeleistung der Hennen entscheidend. Männliche nehmen bei der Zucht von Legehennen lediglich die Rolle eines unerwünschten Nebenproduktes ein. Und so werden in Deutschland jährlich etwa 45 Millionen männliche Küken direkt nach dem Schlüpfen getötet (sog. Eintagsküken). Aussicht auf eine Lösung bietet die Geschlechtsbestimmung im Brutei, d.h. bereits vor dem Schlüpfen der Küken. Die notwendigen Verfahren bestehen längst, allein an marktfähigen Lösung für die Umsetzung in den Brütereien mangelt es. Ende 2018 soll es nun mit respeggt so weit sein, dass die Geschlechtsbestimmung im Brutei möglich wird.

Die marktfähige Lösung ist nur noch eine Zeitfrage

Das stellt eine Herausforderung und Belastung politischer und gesellschaftlicher Art dar. Internationale Forschungsprojekte suchen seit Jahren nach Lösungen das Kükentöten zu umgehen. Bereits in den 90er Jahren begannen ernsthafte Bemühungen das Geschlecht vor dem Schlüpfen der Küken zu bestimmen. Dabei wird die Geschlechtsbestimmung im Brutei als potentielle Lösung angesehen. Seit mehreren Jahrzehnten verfolgt man dieses Vorhaben.

In Deutschland hat auch die Politik Interesse an einer erstmalig marktfähigen Lösung zur frühzeitigen Geschlechtsbestimmung der Küken im Brutei. Entsprechend existieren seit Jahren staatlich geförderte Projekte in Deutschland. Das Bundeslandwirtschaftsministerium (BMEL) beteiligt sich mit dem Verbundforschungsprojekt „In-Ovo-Geschlechtsbestimmung“ im Rahmen der Initiative „Eine Frage der Haltung – Neue Wege für mehr Tierwohl“ und Fördergeldern in Millionenhöhe daran. Denn hinter einen praktikablen Lösung steht auch ein ökonomisches Interesse. Mit der Einführung eines praxistauglichen Verfahrens für die Geschlechtsbestimmung und Sortierung der Eier vor dem Schlüpfen der Küken, gibt es für die Brütereien keine gesetzliche Rechtfertigung für das Kükentöten mehr. Entsprechend hat sich die frühzeitige Geschlechtsbestimmung im Brutei teilweise zu einem Wettstreit um entscheidende Wettbewerbsvorteile entwickelt.

Verfahren für die Geschlechtsbestimmung im Brutei

Der Lösungsansatz ist also, männliche Küken erkennen mithilfe einer frühzeitigen Geschlechtsbestimmung der Küken im Brutei. Die Idee: Wenn die Küken erst gar nicht schlüpfen, ist auch das Kükentöten obsolet. Bei entsprechenden Verfahren werden ausschließlich Legehennen ausgebrütet und die übrigen Eier können anderweitig in der Industrie genutzt werden. Konkret geht die Geflügelwirtschaft davon aus, dass noch in diesem Jahr das Töten männlicher Küken endet. Dabei leisten sich zur Zeit zwei unterschiedliche Verfahren einen Wettstreit um die markttaugliche Umsetzbarkeit einer frühzeitigen Geschlechtsbestimmung im Brutei. Denn Verfahren für eine Geschlechtsbestimmung vor dem Schlüpfen existieren bereits für das gemeinsame Ziel: Männliche Küken retten.

  • Bei dem endokrinologischen Verfahren, wie es bei respeggt zum Einsatz kommt, wird dem bebrüteten Ei mithilfe einer kleinen Nadel Embryo-Harn entnommen. Das Geschlecht weist man im Anschluss innerhalb kürzester Zeit anhand von biotechnologischen Markern nach, die auf Hormone für weibliche Küken reagieren.
  • Bei der spektroskopischen Geschlechtsbestimmung im Brutei (auch: „Infrarot-Raman-Spektroskopie“) hingegen bedient man sich optischer Messverfahren. Anhand eines speziellen Lichtstrahls identifiziert man das Geschlecht, da die Blutzellen von männlichen und weiblichen Embryos das Licht unterschiedlich reflektieren. Um das Licht in das Ei schießen zu können, wird allerdings ein Loch in das Brutei gelasert, das anschließend wieder verschlossen werden muss. Dieses Verfahren lässt sich nach drei Tagen Bebrütung anwenden.

Bei beiden Methoden schlüpfen die kleinen Legehennen nach etwa 21 Tagen Bebrütung. Untersuchungen haben gezeigt, dass die Geschlechtsbestimmung im Brutei keinen Einfluss auf die Entwicklung der heranwachsenden Legehennen hat.

Geschlechtsbestimmung im Brutei: Woran hapert es bis zur Marktreife?

Bereits heute ist gewiss: Zwei unterschiedliche Verfahren meistern die Geschlechtsbestimmung der Küken im Brutei zweifelsohne. Sowohl die Genauigkeit der Verfahren als auch die Entwicklung der schlüpfenden Legehennen können gewährleistet werden. Und zudem werden relevante Arbeitsschritte beider Verfahren bereits zum jetzigen Zeitpunkt automatisch durchgeführt.

Demnach liegt der weitere Fokus momentan auf der Optimierung und Vollautomatisierung der Geräte unter Praxisbedingungen. Die größte Herausforderung liegt dabei bei der Geschwindigkeit der Verfahren. Entsprechend befinden sich beide Verfahren noch in weiteren Testphasen neuerer Prototypen. Wann die Verfahren tatsächlich für die industrielle Realität in den Brütereien gewappnet sind, lässt sich noch nicht präzise terminieren. Nach eigenen Angaben, soll die Geschlechtsbestimmung im Brutei Ende 2018 Marktreife erreicht haben.

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