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Der Strommarkt befindet derzeit in einer Umbruchphase noch nie dagewesenen Ausmaßes. Dabei besteht der Strommarkt, wie wir ihn heute kennen, erst seit gut 20 Jahren. Die entstandenen Herausforderungen sind vielseitig. Neben der Dezentralisierung des Angebots, der Digitalisierung des deutschen Stromnetzes und den Herausforderungen der , gibt es noch einige andere. Die jüngsten Ereignisse zeigen, dass sich vor allem die Wahrnehmung in der Öffentlichkeit gegenüber Stromanbietern und geändert hat. Dies gilt für Privatstrom sowie für gleichermaßen. Die Ansprüche und Vorstellungen der Konsumenten verändern sich aktuell stark und stellen Stromanbieter, sowie Industrie und Gewerbetreibende vor neue Herausforderungen.

Veränderung der öffentlichen Wahrnehmung des Strommarktes

Ein entscheidender Unterschied zu früher ist, dass sich mittlerweile die breite Öffentlichkeit für den Strommarkt – und damit auch für seine Akteure – interessiert. Früher hatte überwiegend eine eher linksorientierte Minderheit Interesse an der Arbeitsweise der Stromanbieter und den Erzeugungsmethoden. Rund um die Jahrtausendwende, spätestens aber mit Einführung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes im Jahre 2000, spielen diese Faktoren auch für den „Otto Normalverbraucher“ eine zunehmend wichtige Rolle. Für den Konsumenten ist es einerseits relevant, aus welchen Quellen er selbst seinen Privatstrom bezieht und anderseits auch wichtig, ob die Produkte, die er konsumiert mit nachhaltigem Gewerbestrom hergestellt wurden.

Für die Industrie und die Stromanbieter bedeutet das gleichermaßen, dass sie unter einer Art Beobachtung stehen. Die jüngsten Ereignisse rund um den Hambacher Forst zeigen deutlich, dass sich die Öffentlichkeit für die Herkunft ihrer Energie interessiert und immensen Druck ausüben kann. Der durchschnittliche Konsument legt immer mehr Wert auf . Für die Stromanbieter bedeutet das vor allem, dass die Nachfrage nach nachhaltig erzeugtem Privat- und Gewerbestrom steigt. Der Markt passt sich entsprechend an. Die Zahl der Anbieter, die mit Öko-Strom werben steigt stetig. Einige Anbieter bieten bereits Gewerbestrom mit Öko-Option online für Gewerbekunden an.

Manche Unternehmen beziehen unter anderem nachhaltig erzeugten Gewerbestrom, um ihre Produkte und Dienstleistungen als „mit Öko-Strom produziert“ verkaufen zu können. Nachhaltige Erzeugung von Produkten wird zum Verkaufsargument. Auf der anderen Seite müssen sich Unternehmen für ihre nicht nachhaltig produzierten Produkte immer häufiger rechtfertigen. Der Konsument verändert seine Ansprüche und stellt damit Stromanbieter und Unternehmen vor neue Herausforderungen. Diese Entwicklungen befinden sich derzeit noch in einer recht frühen Phase. Die Geschichte lehrt uns aber, dass sich derartige Veränderungen in der Wahrnehmung der Konsumenten schlagartig entwickeln können.

Gewerbestrom: Öko ist nicht gleich Öko

Die Vielfalt der Öko-Siegel sorgt, wie häufig bei derartigen Zertifizierungen, für Verwirrung beim Endkonsumenten. Auch der Gewerbekunde weiß unter Umständen nicht richtig einzuschätzen, welche Art von Strom er letztendlich bezieht. Das liegt in erster Linie daran, dass die Kriterien zur Zertifizierung von Gewerbestrom sehr unterschiedliche sein können. Der Begriff ist nicht an spezielle Regeln oder Kriterien gebunden.

Es ist wichtig zwischen Ökostromzertifikaten, wie beispielsweise dem RECS-Zertifikat und Ökostrom-Siegeln zu unterscheiden. Ökostrom-Zertifikate können, ähnlich wie Umweltzertifikate, gehandelt werden. Ein unabhängiger Produzent von nachhaltigem Gewerbestrom kann auf diese Weise seine Zertifikate verkaufen und ein Anbieter von konventionell hergestelltem Gewerbestrom kann sein Produkt dann als Öko-zertifiziert verkaufen. Ökostromzertifikate geben ausschließlich Auskunft über die Zusammensetzung des Stroms. Öko-Siegel hingegen sollen Auskunft über die Qualität des Ökostroms geben. In den meisten Fällen ist es Voraussetzung, dass ein bestimmter Teil der Einnahmen in nachhaltige Stromerzeugung und die Modernisierung der Anlagen investiert wird. Zu den wichtigsten Siegeln gehören die Siegel des TÜV Nord und Süd, das „Ok power“ Siegel und das Gütesiegel „Grüner Strom Label“. Die Vielfalt der Siegel und Zertifizierungen unterstreicht die Entwicklungen bei der Nachfrage nach Gewerbestrom aus nachhaltigen Quellen.

Gewerbestrom aus konventionellen Quellen ist unverzichtbar

Experten und Wissenschaft geben immer wieder zu bedenken, dass besonders Gewerbestrom aus konventionellen Quellen nach wie vor unverzichtbar ist. Der größte Teil des in Deutschlands verwendeten Stroms wird von Gewerbe und Industrie verbraucht. Diese Verbraucher sind auf eine konstante und vor allem sichere Versorgung mit Gewerbestrom angewiesen. Ein zu geringes Angebot an Strom könnte zu Kosten in Milliardenhöhe und längerfristig zu Wettbewerbsnachteilen im internationalen Kontext führen.

Nachhaltiger Gewerbestrom aus Wind-, Solar- oder ist wetterbedingten und nicht kontrollierbaren Schwankungen ausgesetzt. Da Strom nur bedingt speicherbar ist und dabei immer ein Teil der Energie verloren geht, ist Deutschland Industrie nach wie vor auf Strom aus konventionellen Energieträgern angewiesen. In Deutschland sorgen über 1000 Stromanbieter für diese sichere Versorgung von Industrie und Gewerbe. Um den besten Anbieter aus diesem Angebot herauszufiltern, eignet sich ein online Stromvergleich für Gewerbestrom. Auch bei Stromvergleichen gibt es viele Anbieter, die mit Öko-Strom werben. Wie in diesem Beitrag erläutert, bedeutet das nicht immer, dass auch wirklich Öko-Strom angeboten wird. In jedem Fall ist zumindest zum jetzigen Zeitpunkt keine völlig grüne Versorgung Deutschlands möglich. Dieser Prozess wird wohl noch einige Zeit in Anspruch nehmen.